„Demokratie fällt nicht vom Himmel“, erklärt Bernhard Daldrup. „Demokratie ist anstrengend“, ergänzt Lisa Kalendruschat. Das Ziel, das sie vor Augen haben, ist ähnlich: Beide setzen sich dafür ein, die Demokratie in Deutschland zu stärken – er als Bundestagsabgeordneter für die SPD, sie als Projektkoordinatorin der Ahlener Partnerschaft für Demokratie, welche eine Kooperation zwischen der Stadt Ahlen als federführendes Amt, dem AWO Unterbezirk Hamm-Warendorf und dem Bürgerzentrum Schuhfabrik darstellt. Bei einem Treffen im Rathaus der Stadt tauschten sich beide über die Demokratieförderung in Ahlen aus. Dabei entspann sich aus dem Gespräch über einzelne Projekte schnell eine allgemeine Debatte über politische Partizipation und das Erstarken populistischer Kräfte in Deutschland. Daldrup berichtete etwa vom Umgang mit der AfD im Bundestag. „Von den 92 Abgeordneten scheinen mir 80 Prozent rechtsextreme Positionen zu vertreten“, lautet seine Einschätzung. Ein gesundes Konkurrenzverhältnis zu anderen Politikern existiere in der AfD nicht. Stattdessen gehe es nur um „Freund oder Feind“. Historisch betrachtet scheitere Demokratie aber nie allein an Extremisten, zeigt er auf: „Die kriegen wir in Griff. Das Problem ist vielmehr, wenn die Mitte der Gesellschaft nicht mehr aufsteht.“ Sich eine Meinung zu bilden, sich zu empören und für demokratische Werte einzustehen, sei daher wichtiger denn je. Eine Aufgabe, die Lisa Kalendruschat als Koordinierungsstelle der Partnerschaft für Demokratie, einer Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Ahlen mit Herzblut übernimmt. „Es ist uns sehr wichtig, möglichst viele Zielgruppen anzusprechen“, verweist sie auf Projekte, die bereits im Kindergartenalter beginnen, aber insbesondere auch Jugendliche in den Fokus nehmen. Kompetenztraining, Podiumsdiskussionen, Autorenlesungen und ein Kinoprojekt werden durch den Aktions- und Initiativfonds ermöglicht, welcher mit 48 000 Euro aus dem Bundesprogramm Demokratie leben! ausgestattet ist. Besonders freut sich die Koordinatorin über die Entwicklung des Jugendforums: „Im Januar waren wir drei Leute, jetzt sind wir 14 und es kommen immer neue Anfragen und Interessenten dazu.“ Heiko Sachtleber von der AWO, die ebenso wie das Bürgerzentrum Schuhfabrik als Kooperationspartner der Partnerschaft auftritt, hob besonders den Mini-Fonds hervor. Dadurch dass dieser ohne großen Bürokratieaufwand bis zu 500 Euro bereitstelle, seien es „nicht immer die Gleichen, die über die gleichen Themen reden und die Förderungen in Anspruch nehmen, sondern zivilgesellschaftliche Akteure, die sehr nah am Menschen sind“. Besonders Migrantenorganisationen profitierten von der einfachen Antragsstellung. 10 Projekte, bilanzierte Kalendruschat, habe man 2017 so aus dem Mini-Fonds unterstützt, dazu kämen 13 Projekte des Aktions- und Initiativfonds. Ihre Arbeit sei manchmal „mühsam“, blickt sie zurück, „aber es lohnt sich“. Eine Einstellung, die Daldrup unterstützt. Er freut sich, dass die Partnerschaft auch 2018 wieder mit 100.000 Euro vom Bund gefördert wird und rät: „Weitermachen!“
