oben v.l.: Bernhard Meiwes, Sophia Maschelski-Werning, Renate Feichtinger (Frauen helfen Frauen), Mitte v.l.: Christian Szontkowski, Frederik Werning, Gabriele van Stephaudt (FhF), unten v.l.: Annette Watermann-Krass, Manuela Esper

Die SPD im Gespräch mit der Frauenberatungsstelle: Hilfe für Frauen ist systemrelevant

Zum digitalen Austausch trafen sich VertreterInnen der Ahlener SPD und die Landtagsabgeordnete Annette Watermann-Krass mit der Diplom-Sozialarbeiterin Gabriele van Stephaudt und der zweiten Vorsitzenden Renate Feichtinger des Beckumer Vereins „Frauen helfen Frauen“. Frederik Werning, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Ahlen-Dolberg, fand zum Einstieg einige Worte zur Arbeit des Vereins: „Das Engagement für Frauen in Not ist absolut systemrelevant. Die Beratungsstelle bietet Frauen bei uns in der Region seit 1987 einen sehr wichtigen Anker und Zufluchtsort.“ Die Landtagsabgeordnete ergänzte: „Beratung und Schutz mit der Spezialisierung auf häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist unerlässlich. In der Pandemie hat sich dieser Bedarf leider nochmal erhöht.“

Seit dem ersten Lockdown 2020 sind die Fälle bundesweit angestiegen. Auch vor dem Kreis Warendorf hat diese verheerende Entwicklung nicht Halt gemacht, weiß die Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle zu berichten: „Nach den Erfahrungen aus der Beratung nimmt die Gewalt mit der Dauer der einschränkenden Maßnahmen zu, auch in der Intensität“, erzählt Gabriele van Stephaudt und berichtet von der großen Herausforderung der Pandemie: „Wir haben uns technisch anders aufgestellt, haben überwiegend telefonisch und per Videochat beraten. Das konnte bei den komplexen Gewaltthemen, vor allem, wenn die Beratung dolmetschergestützt erfolgen musste, das persönliche Gespräch kaum ersetzen. Die Frauenhäuser, in denen die betroffenen Frauen sonst Schutz finden, waren meist ausgelastet. Insgesamt war es im letzten Jahr somit ein besonderer Kraftakt, das Hilfeangebot vorzuhalten.“ In Kombination mit dem Anstieg der sexualisierten und häuslichem Gewalt, also einem erhöhten Hilfebedarf, sei dies besonders herausfordernd. Hinzukommt, dass die Beratungsstelle auf Spenden angewiesen ist. Die Akquise durch Spendenaktionen war unter Coronabedingungen nicht möglich. Frederik Werning will sich als Geschäftsführer der SPD-Ratsfraktion für den Verein einsetzen: „Die Pandemie hat das Budget verkleinert, den Bedarf an Unterstützung und Beratung jedoch erhöht – auch an der Außensprechstunde in Ahlen. Damit die Kapazitäten hier ausreichen, werden wir uns in der politischen Arbeit für eine finanzielle Unterstützung von „Frauen helfen Frauen“ mit Nachdruck einbringen.“

Wie kann man den steigenden Zahlen von häuslicher und auch sexualisierter Gewalt entgegen treten?

Annette Watermann-Krass sieht Handlungsbedarf in der Prävention: „Hier hat leider nicht erst die Pandemie große Probleme aufgezeigt.“

Laut Gabriele van Stephaudt hat beispielsweise die Präventionsarbeit an Schulen vor allem eines zur Folge: Der Beratungsbedarf erhöht sich, weil vielen SchülerInnen so oft erst klar wird, in welcher gefährlichen Lage sie sich teils im familiären Umfeld befinden. Sowohl die Landtagsabgeordnete, als auch die Beraterinnen plädieren für einen früheren Beginn der Präventionsarbeit: „Das gesellschaftliche Verständnis muss sich ändern. Dies kann schon in der frühkindlichen Erziehung beginnen – so werden auch die Eltern mit einbezogen. Noch immer ist Gewalt an Kindern und Frauen zu sehr in der Gesellschaft verankert.“ Jede noch so kleine Form der Gewaltanwendung überschreite bereits eine Grenze. Ist diese Hemmschwelle erst überwunden, wird die Gefahr zuhause oft immer größer.

Bernhard Meiwes und Manuela Esper, beide Mitglied der SPD-Fraktion in Ahlen, finden zum Abschluss deutliche Worte: „Danke, dass Sie Frauen und Mädchen gerade in dieser schwierigen Zeit unermüdlich Ihre Hilfe anbieten. Einen Zufluchtsort zu haben, kann Leben retten. Auch wenn wir gern alles dafür tun würden, dass das irgendwann nicht mehr notwendig ist.“