Mehr als 60 Interessierte, darunter Kommunalpolitiker aus dem Kreis Warendorf, Eltern und Lehrer nahmen teil und beteiligten sich rege und konstruktiv an der Diskussion. Dabei ging es zum einen um die im Koalitionsvertrag fest geschriebene Legalisierung von „Cannabis“ unter besonderen Umständen, zum anderen aber auch um Suchtstoffe wie Alkohol und Betäubungsmittel.
Timo Schüsseler berichtete eingangs über seine Alkoholsucht, die bei ihm zu einem Multiorganversagen mit zwölftägigem Koma geführt hatte. Wie mit seinem Buch „Vom Nullpunkt in ein neues Leben“ löste der 46-Jährige mit seinen ganz persönlichen privaten Schilderungen eine Welle der Betroffenheit aus. Heute ist der gelernte Altenpfleger, jetzt Rentner, an Schulen, Hochschulen und in Fachkreisen mit seinen Vorträgen erfolgreich unterwegs und unterstützt Patientinnen und Patienten in der Entwöhnungsklinik Hörstel in Sachen Rückfallprävention. „Es ist wichtig, Menschen zu haben, die unterstützen“, sagte er, süchtig mache nicht der Stoff, sondern das Gefühl. In diesem Zusammenhang machte er deutlich, wie wichtig die Angehörigen sind: „Auch sie brauchen Hilfe.“ Das konnte Andreas Bigalke, Berater beim Arbeitskreis Jugend- und Drogenberatung im Kreis Warendorf, nur bestätigen. „Kinder und Jugendliche haben schon früh Zugriff auf Drogen, die Konsequenzen sind gering“, beklagte er. „Warum muss in Neubeckum, einer Stadt mit hohem Drogenpotenzial, ein Kiosk direkt an einer Bushaltestelle Shisha-Pfeifen und Wodka ausstellen“, fragte eine Erzieherin und verwies auf zwei junge Drogentote in jüngster Zeit in Wadersloh.

„Wie können wir Kinder stark machen?“ fragte Büz-Chefin Christiane Busmann in die Runde. Eltern schauten zu oft weg. Sie forderte Orte mit guten Angeboten zur Freizeitgestaltung
für Kinder und Jugendliche, Vorbildfunktion von Eltern und Vereinen, um so ein stabiles Umfeld zu schaffen. Wichtig sei aber auch die Eigenverantwortung und die Frage, wie gehen wir selbst mit Süchten um, zu denen auch Internet- und Smartphone-Nutzung zählen. So wie die Rauchverbote bereits deutliche Wirkung zeigten, sollte diese Maßnahme auch auf andere Drogen Anwendung finden. Nicht Verbote, sondern Regulierung, geregelte Zugänge und Sichtbarkeit könnten eine Alternative sein, sagte der Bundesbeauftragte, denn Wegschauen sei die schlechteste aller Möglichkeiten, das Drogenproblem in den Griff zu bekommen.
Klar war nach zweieinhalbstündiger Diskussion, dass die Präventionsmaßnahmen stärker gefördert werden müssten, dafür seien Menschen wie Timo Schüsseler unverzichtbar, die nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern aus eigener Betroffenheit zum Nachdenken anregen. Serhat Ulusoy, stellvertretender Bürgermeister in Ahlen, forderte dazu auf, „Drogendealer ,hoch zu nehmen‘ und dingfest zu machen“, denn die Namen seien häufig bekannt, was Andreas Bigalke bestätigte.